III Der Reichstag – Geschichte deutscher Demokratie

Das Berliner Reichstagsgebäude ist das bedeutsamste Bauwerk in der Geschichte des deutschen Parlamentarismus. Es steht für die Kreuzsituationen unserer Geschichte des ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts.

Seine Entstehung verdankt das monumentale Bauwerk des Architekten Paul Wallot sowohl nationalem Einigungsstreben und sich entfaltender parlamentarischer Selbstdarstellung als auch tiefgreifenden gesellschaftlichen Umschichtungen im Gefolge industrieller Entwicklung wie erstarkter militärischer Macht. Diesen historischen Hintergrund bezeugte auch die ursprüngliche Architektur des reich gegliederten und ausgestalteten Bauwerkes mit ihrer Symbiose aus Stilelementen des Neobarock und der Hochrenaissance, die von einer Stahl-Glas-Kuppel als Symbol industriearchitektonischer Errungenschaft des 19. Jahrhunderts gekrönt war.

Von der Stätte v. Bismarckscher Einigung Deutschlands entwickelte sich das nationale Haus in nur wenigen Jahrzehnten sowohl zum Geburtsort der ersten deutschen Republik als auch der nationalsozialistischen Diktatur.

Während der zwölfjährigen Terrorherrschaft des deutschen Faschismus blieb das Bauwerk jeglicher demokratischer Funktion beraubt.

Der Zweite Weltkrieg verwandelte das ehemals prächtige Bauwerk in eine zerschossene monumentale Ruine im Herzen der untergegangenen Reichshauptstadt Berlin.

In den sechsundneunzig Jahren seines Bestehens diente das Reichstagsgebäude lediglich neununddreißig Jahre seiner eigentlichen Bestimmung (von seiner Einweihung am 5. Dezember 1894 bis zum Reichstagsbrand am 27. Februar 1933).

Nach dem Reichstagsbrand 1933, dem Zusammenbruch des Dritten Reiches 1945 und dem Bau der Berliner Mauer 1961 repräsentierte das verändert wiederaufgebaute Gebäude seit seiner Fertigstellung im Jahre 1971 bis zu Beginn der neunziger Jahre den Verlust der deutschen Nation, sich in einem  Parlament zu versammeln und selbst zu vertreten.

Der Reichstag wurde mißbraucht und geschändet, zerstört und vereinfacht wiederhergestellt und blieb doch, trotz und wegen der jahrzehntelang unmittelbar an der Ostseite des Reichstagsgebäudes verlaufenden Berliner Mauer und den Fahnen zweier deutscher Staaten auf Reichstagsgebäude und Brandenburger Tor, Symbol der Einheit der deutschen Nation.

Die Überwindung der kriegsbedingten Teilung Europas und die Vereinigung beider deutscher Staaten am 3. Oktober 1990 öffnen dem Berliner Reichstagsgebäude eine neue Zukunft für den deutschen Parlamentarismus. Das WAHRZEICHEN REICHSTAG setzt dafür ein Zeichen. Der STEIN des Reichstagsgebäudes ist das erste Element des WAHRZEICHENS REICHSTAG