Klang – Skulptur

Wahrzeichen Reichstag
mit Klang-Insel, Platz der Republik

Einheit und Vielfalt


Einführung Klang-Skulptur / Musik

Die Klang-Skulptur bildet den Kontrapunkt
zur Licht-Skulptur.
Sie ergänzt die Einfarbigkeit des Laserlichtes durch die Vielstimmigkeit und Vielfältigkeit der Klänge. Beide, Licht und Klang, sind immateriell, sind Schwingungen unterschiedlicher Wellenlängen.

Das im gesamten Universum dominante Schwingungsprinzip ist die Frequenzverdopplung, die Oktave. Sie verbindet das Größte mit dem Kleinsten, die Bewegungen der Himmelskörper mit der belebten Natur, mit den Tönen und den Farben. So entspricht dem grünen Laserlicht mit seiner sichtbaren Frequenz von 532 nm (= 563,5 Billionen Hz) zweiundvierzig Oktaven tiefer mit der hörbaren Frequenz von 126,22 Hz der „Sonnenton“ „H“. Er ist der Grundton der Installation.

Als die harmonische akustische Entsprechung des Laserlichtes soll er temporär zur Licht- Skulptur erklingen und die musikalischen Programmteile der Klang-Skulptur verbinden (Musikalisches Konzept).

Musik ist universell. Musik ist Mathematik. „Musik ist Kultur gewordene Natur.“* Musik verbindet. Ihre herausragende und intensive Wirkung beschäftigt seit Jahrtausenden Denker und ist Gegenstand breitgefächerter interdisziplinärer Forschung, von der Physik des Schalls bis zur Physiologie der Wahrnehmung.

„Seiner Zeit weit voraus, beschrieb um 500 v. Chr. der griechische Philosoph Pythagoras als Erster den verblüffenden Zusammenhang zwischen Mathematik und Musik.

Sonnenton „H“ Lothar Voigtländer

Er entdeckte im Teilungsverhältnis 1:2 das Grundintervall jeder Musik, die Oktave. Sie ist das einzige harmonische Schwingungsprinzip des Universums. Auch Musik unterliegt kulturübergreifend denselben Naturgesetzen und ähnelt sich bei aller Vielfältigkeit in ihren Grundzügen. „Immer gründen menschliche Tonsysteme darauf, dass Töne im Abstand einer Oktave (also exakt doppelter Frequenz) als wesensverwandt empfunden werden.“*

Darin liegt ihre emotionale Kraft. Auch die emotionalen Ausdrücke der Musik ähneln sich kulturübergreifend, wie Gesichtsausdrücke. „Melodien und Rhythmen wirken auf genau jene Hirnregionen, die für die Verarbeitung von Trauer, Freude und Sehnsucht zuständig sind; Musik, so zeigt sich damit, öffnet das Tor in die Welt der Gefühle.“* Musik gilt als Sprache des Herzens.

„In ihrem Kern ist Musik reine Mathematik – berechenbare Luftschwingungen, deren Frequenzen sich nach physikalischen Regeln überlagern. Und doch geschieht eine Art Wunder: Mathematik verwandelt sich in Gefühl. Musik kann zutiefst berühren. Wo auch immer Musik gespielt wurde und wird: Immer schon war sie das, was Immanuel Kant (1734–1804) als Natursprache der Empfindungen und Lew Tolstoi (1826–1910) als Kurzschrift des Gefühls bezeichnete“*.

Zahlreich sind die Äußerungen bedeutender Persönlichkeiten zur Musik und zu ihrer kulturellen Bedeutung. Der Dichter Heinrich von Kleist (1777-1811) betrachtete Musik als die Wurzel aller übrigen Künste. Und der künstlerisch vielseitige E.T.A. Hoffmann (1776–1822), Schriftsteller, Komponist und Maler konstatierte: Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an.

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*Philip Bethge, Die Musik-Formel, Titelgeschichte, Der Spiegel 31/2003


Kompositionswettbewerb

Ost-, Nord-, West- und Süd-Fassade (Lautsprecherzeilen: schwarze Linien unter roten Pfeilen)

Europäischer Kompositionswettbewerb

Für die musikalische Gestaltung der Klang-Skulptur Wahrzeichen Reichstag soll unter Mitwirkung namhafter Komponisten auf europäischer Ebene ein Kompositions-Wettbewerb ausgeschrieben werden, um zur visuellen Einzigartigkeit der Licht-Skulptur und den bereits vorhandenen Kompositionen weitere internationale klangliche Vielfalt zu gesellen.

An der Vorauswahl geeigneter Kompositionen sollen folgende Institute beteiligt werden:

  • Studio für elektroakustische Musik (SeaM) der Hochschule für Musik Franz Liszt und der Bauhaus Universität, Weimar,
  • Groupe des Recherches Musicales (GRM), Paris,
  • Schweizerisches Zentrum für Computer-Musik (SZCM), Zürich.

Die besten Ergebnisse des Wettbewerbs sollen die nächtliche Licht- Skulptur temporär zur Licht-Klang-Skulptur erweitern und dem Ideal der Vielfalt in Einheit vielfältigen musikalischen Ausdruck geben. Der Komponist Prof. Lothar Voigtländer, bis 2013 Präsident des Deutschen Komponistenverbandes, betreut den Kompositionswettbewerb beratend.

Wellenfeld – Synthese -Anlage

Für den Entwurf und die Erprobung ihrer Kompositionen und Werke kann den Klang-Künstlern schon im Vorfeld vom Fachgebiet Audiokommunikation der Technischen Universität Berlin (TU) ein adäquates Umfeld mit elektronischem Studio und der weltweit größten Wellenfeldsynthese-Anlage (WFS) mit 832 Audio-Kanälen und 2.700 Lautsprechern zur Verfügung gestellt werden.


Musikalisches Konzept

Musikalisches Konzept
Das Wahrzeichen Reichstag ist ein Gemeinschaftswerk. Zu seiner musikalischen Gestaltung gibt es bereits Kompositionen. Weitere internationale Komponisten sollen die Licht-Klang-Skulptur zum Erklingen bringen und ihr eine je eigene musikalische Gestalt verleihen (Kompositions-Wettbewerb). Zudem werden einem internationalen Publikum in einem einzigartigen öffentlichen Ambiente Perlen abendländischer Musik erklingen. Welt-Musiken der vielen in Berlin und Europa lebenden Menschen aus anderen Kulturen ergänzen die Programme der Klang-Skulptur.

1. Kompositionen zum Wahrzeichen Reichstag

  • György Ligeti (Lontano und Lux aeterna)
  • Wilhelm Dieter Siebert (D-Tonation, VIVAT der Pyramide)
  • Lothar Voigtländer (Lichtklang II, Sonnenton H)
  • Gewinner des europäischen Kompositions-Wettbewerbs

2. Perlen europäischer Musik

  • Musik der Antike
  • Musik des Mittelalters (8. bis 15. Jahrhundert)
  • Renaissancemusik (15. und 16. Jahrhundert)
  • Barockmusik (zirka 1600 bis 1750)
  • Klassik (Frühklassik, Wiener Klassik)
    (zirka 1730 bis 1830)
  • Musik der Romantik (19. Jahrhundert)
  • Neue Musik (20. und 21. Jahrhundert)
  • Länderprogramme

3. Weltmusik zu Gast in Berlin (Klang-Insel)

Klang-Bereiche
Die differenzierte Klang-Technik erlaubt eine flexible Gestaltung der Musikwiedergabe. Die Aufteilung in vier Klang-Bereiche ermöglicht es – in Abstimmung mit dem Bundestag – Klänge und Musik zu verschiedenen Zeiten und Anlässen wiederzugeben.

Übertragung
Internet-Stream und Digital-Radio ermöglichen die internationale Verbreitung und ortsnahe Übertragung von Musiken auf moderne Empfangsgeräte.

Kooperation / Kommunikation
Die Programmgestaltung soll in Kooperation mit Rundfunkanstalten erfolgen. Die Musik-Programme werden veröffentlicht.

Beginn
Nach Genehmigung durch den Deutschen Bundestag mit Friedrich Schillers Ode an die Freude und Ludwig van Beethovens Vertonung in der 9. Sinfonie und weiteren Klängen.


Klangtechnik

Klang – Technik
Grundlage der Klang-Skulptur ist eine maßgeschneiderte Audio-Technik auf höchstem wissenschaftlichen und neustem technischen Niveau.

Sie genügt den hohen akustischen und optischen Ansprüchen des Ortes und wird die Arbeit des Deutschen Bundestages nicht beeinträchtigen.

Mittels virtueller 3D-Modelle des Reichstagsgebäudes und seiner Umgebung haben renommierte Experten für Audio-Kommunikation für jeden der vier Beschallungsbereiche der Klang-Skulptur eigene Audio-Profile berechnet. Auf diese wurden die jeweiligen technischen Komponenten abgestimmt.

Die Surround-Klanganlage mit 16 Kanälen bietet den Komponisten ein einzigartiges “Instrument” mit herausragenden Möglichkeiten und von hoher musikalischer Wiedergabequalität.

Dachterrasse: 16 Kanäle, 18 Stelen (schwarze Punkte innerhalb des roten Rechtecks) H 3,5 m,
Ø 30cm. Ab 2 m Höhe 1,25 m lange Schallaustritts-Öffnungen

Dachterrasse, Kuppel
Auf der Dachterrasse und in der Kuppel erzeugen schlichte schlanke Audio-Stelen aus Edelstahl die Klänge. Sie beherbergen auch die Elektronik und bieten Schutz vor Witterungseinflüssen und Vandalismus und korrespondieren harmonisch mit dem Umfeld. Jede Stele kann einzeln angesteuert werden.

Außenbeschallung Reichstag
Für die Außenbeschallung werden an der West- und Ost-Seite des Gebäudes je vier, und an der Nord- und Süd-Seite je zwei 5 m lange und ca. 20 cm breite Lautsprecherzeilen angebracht. Sie werden farblich an die Fassaden angepasst und wirken unauffällig. Jede der insgesamt 12 Lautsprecherzeilen besteht aus 16 Einheiten, die jeweils über einen eigenen Verstärker und DSP-Kanal verfügen. Sie ermöglichen eine große Reichweite und eine auch für tiefe Frequenzen ausgeprägte Richtwirkung. Die Montagehöhe der Oberkante der Zeilen beträgt auf der Westseite 22 m und auf allen anderen Seiten 11 m. Die Höhe steht im Zusammenhang mit der gewünschten Reichweite, die im Westen 300 m beträgt und auf allen anderen Seiten nur 50–70 m.

Klang-Insel
Sechzehn Stelen aus Edelstahl bilden am westlichen Ende des Platzes der Republik einen 50 m weiten Kreis (Hexadekagon). In die 5 m hohen Stelen mit einem Durchmesser von 30 cm werden ab 2,5 m Höhe 2,4 m lange Lautsprecherzeilen eingebaut. Jede Stele kann einzeln angesteuert werden.


Klang-Insel: ∅ 50 m, Pegelverteilung auf dem Platz der Republik

Gutachten zur Beschallungstechnik
„Bei der Klanginstallation um das Reichstagsgebäude handelt es sich in mehrfacher Hinsicht um eine anspruchsvolle Aufgabe.

Neben einer hohen Klangqualität bestehen die Anforderungen, das Umfeld sowohl akustisch wie auch optisch nicht signifikant zu stören und die Installation so unauffällig wie möglich umzusetzen.

Die Beschallung erfolgt mit verschieden langen DSP-gesteuerten Line-Array- Systemen, die äußerlich als sehr schlanke gerade Linie (20 cm) erscheinen und in ihrem Richtverhalten über integrierte digitale Filter gesteuert werden. Mit diesen hochmodernen Lautsprechern ist eine optisch unauffällige Installation möglich, die zudem eine präzise Ausrichtung der Schallabstrahlung auf die gewünschten räumlichen Bereiche erlaubt.

Die Aufteilung in vier Zonen ermöglicht zu verschiedenen Zeiten und Anlässen Klänge und Musik wiederzugeben. Die Installationen auf der Dachterrasse und innerhalb der Kuppel können im zeitlichen Wechsel für die Besucher des Reichstagsgebäudes betrieben werden. Die Beschallung im Umfeld des Reichstagsgebäudes ist für kurze zeitliche Abschnitte geplant.

Die Klang-Insel am westlichen Ende des Platzes der Republik kann ganztägig genutzt werden. Das Zusammenspiel der Klanginsel mit der Außenbeschallung ist ebenfalls möglich.“

PROF. DR.-ING. ANSELM GOERTZ
(Herzogenrath)
PROF. DR.-ING. ALFRED SCHMITZ
(Korschenbroich)


Gutachten Abbildung 5.4: Grundriss des Modells. In grün die Hörerflächen für den Außenbereich, die Klanginsel und die Dachterrasse.
Gutachten Abbildung 6.1: Klang–Insel, Audiogramm Inselbeschallung, Platz der Republik,
Darstellung für mittlere und tiefe Frequenzen für die Oktavbänder von 250 Hz bis 1 kHz


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