I Sinn und Widmung – Schlußfolgerungen

Das Wahrzeichen Reichstag …

1
… ist ein Zeichen für Einigkeit und Recht und Freiheit.

2
… ehrt alle Menschen, die der Verwirklichung demokratischer Freiheiten dienten und gedenkt jener, die für ihre demokratischen Ideale ihr Leben gaben.

3
… würdigt alle Traditionen demokratischer Ideale und ist Aufruf zu großmütiger und freiheitsschöpfender Versöhnung.

4
… besteht aus dem Gebäude des Deutschen Reichstages selbst sowie einer darüber schwebenden Licht-Raum-Skulptur. Stein und Licht sind seine Elemente; nachts bilden sie eine neue Einheit.

5
… ist Lichtzeichen und Denkmal zugleich, es ermutigt zur Überwindung der Grenzen im Denken, Fühlen und Handeln und ist Aufruf zu freudigem Betreten historisch neuer Denk-Räume.

6
… ruft die Lebenden zu souveränem Umgang mit den Idealen der deutschen Nation und mit dem zentralen Bauwerk des deutschen Parlamentarismus, seiner schicksalhaften wie geschichtlich neuen Bedeutung für das deutsche Volk.[1]

7
… ermuntert zu Wahrheit, Weisheit und Liebe.

8
… ermutigt zu Gleichheit und Geschwisterlichkeit. Es ist Wahrzeichen für ein neues Deutschland in Einigkeit und Recht und Freiheit, das aus den Ruinen seiner Irrungen aufersteht.

9
… mahnt zur Bewahrung der Schöpfung auf dem Planeten Erde.

10
… mahnt den Frieden an und eine neue Qualität von Freiheit, die bestehende Gegensätze auszugleichen und zu überwinden vermag.

11
… ruft die gegenwärtigen und zukünftigen Generationen auf zu Besinnung und Demut; zu gegenseitiger Achtung, Toleranz und Gerechtigkeit, ohne die Deutschland im europäischen Haus und unter den Völkern der Welt nicht gedeihen kann.

12
Das Wahrzeichen Reichstag ist dem deutschen Volk gewidmet.


Soli Deo Gloria.

BERLIN, AM 21. MAI 1990


[1]  Am 20. Juni 1991 stimmt der Deutsche Bundestag in Bonn mit 18 Stimmen Mehrheit für Berlin als künftige Bundeshauptstadt.
Am 30. Oktober 1991 beschließt der Ältestenrat des Deutschen Bundestages, das Reichstagsgebäude als Sitz des gesamtdeutschen Parlaments wiederherzustellen und zu nutzen. Am 19. April 1999 wird der „Plenarbereich Reichstagsgebäude“ mit der Eröffnungsrede von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) vom Deutschen Bundestag in Besitz genommen.