Denkschrift

(1988/1990)

Der Text der Denkschrift zum WAHRZEICHEN REICHSTAG entstand im Wesentlichen bereits vor dem Fall der Mauer. Als diese 1989 fiel, wurde die Mauer „grammatikalisch abgerissen“ und der Text am 21. Mai 1990 redaktionell abgeschlossen.  Er ist in acht Kapitel gegliedert.

1999 wurde die Skulptur von Argon-Gas-Lasern auf energiesparende Neodym-Yag-Festkörper-Laser umgestellt und vom Jahreston der Erde „Cis“ auf den „Sonnenton H“ umgestimmt.


1990
Die Widmung
„Dem Deutschen Volke“

Zur Geschichte des Reichstagsgebäudes gehört auch die Geschichte der Widmungsinschrift über dessen westlichem Hauptportal:

– DEM DEUTSCHEN VOLKE –

Das Reichstagsgebäude wurde 1894 eröffnet. Die Giebelinschrift über dem Hauptportal wurde erst 1916, also 22 Jahre nach der Einweihung des Bauwerkes angebracht.

„Die Buchstaben haben eine Höhe von 60 cm. Der ganze Schriftzug ist 16 m lang. Bei dem Guß der Buchstaben ist Bronce aus erbeuteten Geschützen des Jahres 1813 verwendet worden.“ Spandauer Zeitung, 23.12.1916; zit. bei M. S. Cullen, Der Reichstag, Berlin 1983

Das Material des Schriftzuges sowie Zeitpunkt und Umstände seiner sang- und klanglosen Anbringung im Kriegswinter 1916 haben direkten Bezug zu den seinerzeit größten Kriegen der Geschichte, den Befreiungskriegen gegen Napoleon und dem Ersten Weltkrieg.

Gegossen wurden die vom Architekten und Designer Peter Behrens und der Typographin Anna Simons gestalteten Buchstaben des Schriftzuges durch die Berliner Gießerei S. A. Loevy.

Nach 1933 versündigte sich das unselige NS-Regime in sinnfälliger Weise am deutschen Volke, indem es auch die Mitglieder der Familie Loevy als Juden ausgrenzte, verfolgte, ermordete oder in die Emigration trieb.

Das Wahrzeichen Reichstag nimmt die Widmung am Reichstagsgebäude auf und transformiert ihre tragischen Grundschwingungen in Schwingungen der Kunst und der Freiheit. Somit ist das Wahrzeichen Reichstag dem deutschen Volke und den Völkern der Welt gewidmet.

„Wissenschaft und Kunst
gehören der Welt an,
und vor Ihnen verschwinden
die Schranken der Nationalität.“

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE